Kreis Cloppenburg - Insgesamt 61 neue Coronafälle meldet der Landkreis Cloppenburg bis Mittwoch, 13.30 Uhr. 38 davon arbeiten im Schlachtbetrieb Vion in Emstek. Das Unternehmen hatte am Dienstagabend die Kreisverwaltung darüber informiert, dass dort insgesamt 63 Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert sind, 48 positive Tests lagen am Dienstagabend vor. Weitere positive Testergebnisse stammen laut Aussage der Kreisverwaltung von Menschen, die sich bereits in Quarantäne befinden.
Immer mehr Fälle
Über das Infektionsgeschehen informierten Landrat Johann Wimberg und Erster Kreisrat Ludger Frische am Mittwochmittag in einer Pressekonferenz. Seit etwa einer Woche habe es bei Vion immer wieder positive Corona-Test gegeben, so Wimberg. „Das war aber kein Ausmaß für eine Betriebsschließung“, erläutert Wimberg den Umstand, dass aus diesen vereinzelten Infektionen keine Konsequenzen für den Betrieb gezogen wurden.
Am Dienstag waren dann 48 Mitarbeiter positiv getestet worden. Dies geschah bei den regelmäßigen Testungen, die bei Vion als Konsequenz auf bisherige Ausbrüche in anderen Schlachthöfen eingeführt worden waren. Die Tests bezahlt das Unternehmen selbst, so Wimberg. Der Ausbruch lasse sich auf die Grobzerlegung eingrenzen.
Weniger Schlachtungen
Der Schlachtbetrieb bei Vion werde nun heruntergefahren, so Wimberg. Das habe ein Gespräch zwischen dem Unternehmen und dem Landkreis am Dienstagabend ergeben. Nur noch eine Produktionsschicht ist im Einsatz, sämtliche Mitarbeiter werden nun beim täglichen Betreten des Unternehmensgebäudes getestet. Etwa 300 Mitarbeiter befinden sich zusätzlich aktuell in Quarantäne. Das habe zur Folge, dass bei Vion, wo aktuell etwa 1100 Mitarbeiter beschäftigt sind, statt der sonst täglich bis zu 12 000 Schweine nur noch etwa bis zu 7000 Schweine pro Tag geschlachtet werden könnten, so Wimberg.
Trotz dieser gesenkten Zahl an Schlachtungen könnten das Unternehmen und die Vertragslandwirte damit zurechtkommen, sagte Wimberg. Er rechnet allerdings damit, dass sich das Schlachtgeschehen verlangsamen werde. Das habe zur Folge, dass die Tiere länger im Stall bleiben müssten und somit auch mehr an Gewicht zulegen würden. Das wiederum werfe Fragen des Tierwohles und -Schutzes auf, wenn die Tiere zu wenig Platz im Stall hätten.
Getrennt zu betrachten
Da der Corona-Ausbruch in dem Schlacht- und Zerlegebetrieb nach aktuellem Kenntnisstand lokal gut einzugrenzen sei und zur Zeit noch keine Streuung der Fallzahlen im gesamten Betrieb zu beobachten ist, wird von einer Betriebsschließung zunächst abgesehen. „Der Ausbruch bei Vion ist getrennt vom weiteren Infektionsgeschehen im Landkreis zu betrachten“, erklärte Landrat Johann Wimberg. „Daher kommen zur Zeit noch keine weiteren Maßnahmen auf die Bevölkerung zu, auch wenn der Inzidenzwert kurzfristig um mehr als 50 Neuinfektionen bei 100 000 Einwohnern überschritten werden sollte“, so Wimberg weiter.
Lage beobachten
Sollten die Corona-Fallzahlen in den nächsten Tagen aber weiter deutlich ansteigen, könnten strengere Maßnahmen bis hin zur Betriebsschließung nicht ausgeschlossen werden, stellte Wimberg klar. Der Landrat zeigte sich jedoch optimistisch, dass sich das Geschehen schnell ändern könne. Der Landkreis habe durch die zuletzt sinkenden Coronazahlen bewiesen, dass die Vorgehensweise rund um Corona erfolgreich gewesen sei.
Die Kreisverwaltung wird in den kommenden Tagen sowohl das Infektionsgeschehen im Landkreis als auch explizit die Situation bei Vion in Emstek im Auge behalten und über mögliche weitere Schritte beraten. Das Sozialministerium stütze die Maßnahmen des Kreises, so Wimberg.
Beschränkungen
Auswirkungen hat der Ausbruch dennoch auf alle Bürger. Die Bundesländer haben am Mittwoch ein Beherbergungsverbot für Urlauber aus inländischen Gebieten mit hohen Corona-Infektionszahlen beschlossen. Außerdem gelten die verschärften „Feier-Regeln“ für ganz Niedersachsen: Bei einem Inzidenzwert von über 50 dürfen in privatem Rahmen beispielsweise nur noch zehn Leute feiern, bei Feiern in einer Gaststätte sind dann noch 25 Gäste zulässig.
Seit Mittwoch gelten 19 Menschen als genesen, so dass der Landkreis aktuell 271 Fälle zählt. 47 Abstriche wurden bis Mittwochmittag im Corona-Testcenter genommen. 497 Einwohner des Landkreises gelten insgesamt als genesen, 585 Menschen befinden sich aktuell in Quarantäne. Fünf Menschen werden weiterhin stationär behandelt.